1. Hilfe Kurs 29.04.2023

Die sehr kräftigen Niederschläge in der Ost- und Zentralschweiz am Tag zuvor hatten die Wasserfälle und Felsenhänge um den Walensee in Sturzbäche verwandelt, einschliesslich des Seerenbach- und des Ragnatscherfalls. Dadurch wurde bereits die Anreise zu einem kleinen Spektakel. Um 9 Uhr wurden wir herzlich an der Regabasis in Untervaz mit Kaffee begrüsst und machten eine kurze Vorstellrunde. Es folgten allgemeine Informationen zum Kurs und zum Tagesablauf. Am Morgen wurden die 10 Teilnehmenden in 2 Gruppen eingeteilt, die verschiedene Aktivitätsblöcke durchliefen. Der erste Block wurde von Dennis Neumann geleitet, der mit seiner medizinischen Expertise das erforderliche Rettungsequipment, Rettungstechniken und Erste-Hilfe- Grundlagen behandelte. Dabei wurde das vorhandene Canyoning-Rettungsequipment der Teilnehmenden überprüft und durch Empfehlungen ergänzt. Anschliessend gab es einen kurzen Theorieblock zu Situationsbeurteilungen und Vorgehensweisen, bei dem auch fesselnde Themen wie Unterkühlung und Gruppendynamik besprochen wurden. Der zweite Block wurde von Andy Senn geleitet und widmete sich dem Rettungsablauf der Rega sowie ihrer Ausrüstung. Der Schwerpunkt lag insbesondere auf den Voraussetzungen für die Durchführbarkeit einer Rettung sowie Positionsangabe, Kommunikation und Umgebungsprüfung. Die Teilnehmenden durften auch selbst erleben, wie es sich anfühlt, in einer Rettungstrage zu liegen und diese zu handhaben.

Aufgrund der hohen Wasserstände waren die Möglichkeiten für die praktische Nachmittagstour stark begrenzt. Der Fundogn in der Nähe von Donath erwies sich jedoch als gute Alternative, da sie über einen kontrollierten Abfluss verfügt und auch das Wetter in dieser Region mitspielte. In der Schlucht wurden kleinere Grüppli gebildet, die Rettungsszenarien durchspielten. Ohne Vorankündigung wurden Teilnehmende bewusstlos, verletzten sich den Fuss oder brachen sich das Bein. Da die kleineren Gruppen oft der Realität entsprachen, war es umso interessanter zu sehen, wie hilflos man bereits aufgrund einer Verstauchung in der Schlucht feststecken kann. Die Übungsszenarien wurden von den Leitern beobachtet und in einer anschliessenden Reflexion besprochen. Dadurch konnten die Teilnehmenden ihr Vorgehen nochmals kritisch hinterfragen und wichtige Erkenntnisse mitnehmen. In der zweiten Hälfte der Tour wurden die Gruppen aufgelöst und es wurde als grössere Einheit agiert. Es war faszinierend zu sehen, dass mehr Muskelkraft und mehr Helfer nicht zwangsläufig zu einer schnelleren und reibungsloseren Rettung führten. Denn die grosse Gruppe brachte neue Herausforderungen mit sich, wie beispielsweise die Kommunikation und die Zuweisung von Rollen. Auf dem restlichen Teil der Schlucht durften die Teilnehmenden innovative improvisierte Rettungsdecken herstellen und weiteres Rettungsequipment testen.

Der Bachab erste Hilfe Kurs war sehr erfolgreich und ist für jeden Canyonaut nur zu empfehlen. Die Teilnehmenden erhielten fundierte Informationen über Rettungstechniken, Erste-Hilfe-Grundlagen und die Durchführbarkeit von Rettungsmassnahmen. Praktische Übungen in einer Schlucht boten realistische Szenarien, bei denen die Teilnehmenden ihr Vorgehen kritisch hinterfragen und wertvolle Erkenntnisse gewinnen konnten. Die Tour verdeutlichte auch die Bedeutung der Kommunikation und der Rollenzuweisung bei der Rettung in einer grösseren Gruppe. Insgesamt war der Kurs eine wertvolle Erfahrung, die dazu beitragen kann, Menschenleben zu retten.

Noah Krings